Reisemedizinische Beratung Freiburg
Dr. med. Rosemarie Mazzola

Tollwut: Kolumbien, Ghana, Malaysia, USA, Kanada

Immer wieder werden Menschen in den verschiedensten Reiseländern von tollwutinfizierten Tieren gebissen oder kommen mit dem Speichel eines tollwütigen Tieres in Kontakt. Die Meldungen seit März 2021 zeigen zwei Todesfälle an Tollwut aus Malaysia/Sarawak und ein Todesfall aus Kolumbien. Mehrere Expositionen durch Biss oder mit dem Speichel eines infizierten Tieres wurden aus Ghana, USA und Kanada gemeldet. Dabei konnte bei den exponierten bzw. verletzten Personen durch eine rechtzeitige Postexpositionsprophylaxe mit mehrfacher aktiver Impfung und der Gabe von menschlichem Immunglobulin eine Erkrankung an Tollwut verhindert werden. Die Gefahr geht nicht nur von freilaufenden Tieren aus: eine der gemeldeten Personen in Malaysia, die an Tollwut verstarb, war ein Tierbesitzer, der von seinem eigenen Hund gebissen wurde.

Grundsätzlich sind alle Säugetiere einschließlich Fledermäuse potentielle Tollwutüberträger und die meisten Reiseländer sind nicht tollwutfrei. In den meisten Verletzungsfällen sind es Hunde, auch eigene Hunde und Welpen, aber auch Katzen, zutrauliche Wildtiere, in USA und Kanada auch Waschbären und Füchse. In vielen Reiseländern sind qualitativ gute aktive Tollwutimpfstoffe und menschliches Immunglobulin nicht verfügbar.

Die erste Hilfe besteht in jedem Verletzungsfall in einer gründlichen Reinigung der Wunde mit sauberem Wasser und alkalischer Seife, mindestens 15 Min lang. Anschließend ist die Wunde ärztlich zu versorgen und bei ungeimpften Personen eine Postexpositionsprophylaxe durchzuführen.

Vor der Reise sollten Reisende über die Gefahren und das entsprechende vorbeugende Verhalten beraten und auf die Notwendigkeit einer Postexpositionsprophylaxe im Expositionsfall hingewiesen werden. Das bedeutet also nicht, dass jeder Reisende vor der Reise gegen Tollwut geimpft werden sollte. Reisende mit erhöhtem Expositionsrisiko, insbesondere Rucksackreisende in abgelegene Regionen, Fahrradfahrer, Höhlen- und Fledermausforscher, Reisende mit Langzeitaufenthalt, Kleinkinder mit Expositionsrisiko, Reisende mit geplanten Tierkontakten, usw. sollten ggf. vor der Reise gegen Tollwut geimpft werden. Die Entscheidung sollte im gemeinsamen Beratungsgespräch mit der Ärztin/Arzt und entsprechend dem individuellen Risiko getroffen werden.

Diese geimpften Personen benötigen dann nach Verletzung oder Exposition mit dem Speichel eines tollwutinfizierten Tieres eine aktive Auffrischimpfung, die zweimal im Abstand von 3 Tagen durchgeführt wird, aber kein Immunglobulin.

Stand: 29. Juli 2021

Quelle: Schweizerisches Expertenkomitee für Reisemedizin, WHO, ECTM Epinews, International Society for Infectious Diseases Promedmail